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Biogas-bedingte Eskalation

Biogas-bedingte Eskalation der maroden Verkehrswege im ländlichen Bereich



Immer größere Anteile des Mais-Anbaus in Deutschland werden für Biogas-Erzeugung verwendet. Das hat neben den bekannten Defiziten massive logistische Veränderungen mit weiteren negativen Konsequenz zur Folge: Mais wurde/wird einerseits in begrenztem Umfang für Silage zur Eigenverwendung auf dem Hof verwendet. Die gesamte großvolumige Ernte wird auf kurzem Weg in die eigenen Silos gebracht. Mais wurde bei hohem Reifegrad wie konventionelles Getreide auf dem Feld gedroschen, der kleinvolumige Körneranteil wird zunächst im Tank des Mähdreschers gebunkert und dann per Anhänger im Doppelschlepp zur lokalen bäuerlichen Verwertungsgenossenschaft verbracht und der großvolumige Rest verblieb für Silage ebenfalls auf dem Hof. Ein einziger Transportvorgang zur Absatzzentrale schafft das Druschergebnis eines halben Tages eines mittelgroßen Mähdreschers.

Insgesamt ergab sich eine zeitliche Streckung des Ernteprozesses auf mehrere Monate und ein unbedeutender Transportaufwand.

Ganz anders stellt sich das nun bei der Biogas-Verwendung des Mais dar. Der Mais muß auf den Punkt kurz vor der Vollreife des Korns gehäckselt werden und praktisch in voller Fahrt auf einen Transportkipper geblasen werden, wobei der Füllvorgang für einen Kipper mit 35 Tonnen u.U. nur 15 Minuten dauert. Anschließend fährt der Schnelltraktor mit einer Geschwindigkeit von 50 Kmh zum Silo der u.U. weit entfernt liegenden Biogas-Anlage – deren Besitzer den besten Preis geboten hat. Der Entladevorgang dort dauert nun auch noch wesentlich länger als die Körnerentleerung in der Absatzzentrale. Das Ergebnis ist ein massiver Schleppzugeinsatz bei der Maissilage mit 4 oder mehr Fahrzeugen, die auf dem kürzesten Weg über dafür u.U. völlig ungeeignete Wirtschaftswege mit Hochgeschwindigkeit zum Biogas-Betreiber fahren und dabei massive Straßen-Schäden und Personen Gefährdung hervorrufen.

Um hier den Interessen der Biogas-Betreiber gerecht zu werden, hat man in Bayern vielerorts die Beschränkungsschilder behördlich entfernt, damit diese Gespanne dann 20km oder mehr auf schmalsten Straßen mit abartig hohen
Geschwindigkeiten jeden Gegenverkehr blockierend schnellstens den Mais transportieren können. Noch perfider daran ist, dass  u.a. in Bayern die Anlieger für die Reparaturkosten der Straßen herangezogen werden.

siehe auch aktuell hier

 

 

 

Ärger um Mais-Transporte

Groß Drewitzer beschweren sich über Dreck auf ihren Straßen / Ordnungsamt vor Ort

 

Groß Drewitz Ärger um Mais-Transporte in Schenkendöbern: Übervoll beladen und mit hohem Tempo sollen die Traktoren mit ihren Anhängern auf den Straßen in und um Groß Drewitz unterwegs sein. Bei einem Vor-Ort-Termin mit Polizei und Ordnungsamt wurden die Fahrer ermahnt.

 

Ärger um Mais-Transporte

 

Große Transporter, wenig Platz. Auf den Straßen der Gemeinde Schenkendöbern ist viel los. Foto: Schulz

 

Die Maisernte auf den Feldern der Region ist nahezu abgeschlossen. Der Ärger um den Abtransport der Futter- und Energiepflanze ist jedoch noch längst nicht verraucht: Als "rüpel- und rowdyhaftes Benehmen" bezeichnet beispielsweise Frank Buder aus Groß Drewitz das, was auf den Straßen in und um Groß Drewitz unlängst los war. "Voller Mais und Dreck waren die Wege", beschwert er sich am RUNDSCHAU-Telefon "Bei Anruf Reporter". Für den ehemaligen Ortsvorsteher steht fest: Die Transporter, die im Auftrag eines auswärtigen Landwirtschaftsbetriebes hier entlangrollten, waren viel zu voll beladen und viel zu schnell unterwegs.

"Vor zirka drei Wochen gab es bei uns die ersten Beschwerden", bestätigt Holger Häckert, Sachgebietsleiter beim Ordnungsamt der Gemeinde Schenkendöbern. Gemeinsam mit der Polizei hatte er sich damals ein Bild vor Ort gemacht. "Die Fahrer wurden auf ihr Fehlverhalten hingewiesen und von der Polizei ermahnt", sagt Häckert. Kurze Zeit später begann der Ärger erneut.

"Wer soll den Dreck nun wegräumen?", will Frank Buder wissen. Von der Gemeindeverwaltung bekam er auf diese Frage die lapidare Auskunft, dass dafür die Anlieger zuständig seien. So steht es auch in der entsprechenden Satzung. Buder ist sauer und verweist auf die Pflichten des Verursachers. "Wer den Deck macht, muss ihn auch wieder wegräumen", betont er.

"Ich kann den Ärger der Groß Drewitzer gut verstehen", räumt Häckert ein. Laut Satzung ist es untersagt, öffentliche Straßen und Anlagen "mehr als nach den Umständen unvermeidbar" zu verunreinigen. "Doch was ist vermeidbar, was unvermeidbar?", fragt Holger Häckert. Das Verwarngeld für geringfügige Ordnungswidrigkeiten wie diese liege zwischen fünf und 35 Euro. Bußgelder in Höhe von 40 bis 5000 Euro kommen nur bei schwerwiegenden Delikten wie dem bewussten Abladen von illegalem Müll infrage. Für Häckert steht fest, dass sich die Angelegenheit von selbst regeln wird. "Wind und Regen machen vieles weg, nach ein paar Tagen ist nichts mehr zu sehen", betont er.

"Die Betriebe sind verpflichtet, Verschmutzungen auf Straßen und Wegen zu bereinigen", sagt Ulrike Weller, Geschäftsführerin des Kreisbauernverband Spree-Neiße. Das sei zwar nicht immer sofort möglich, aber spätestens nach Abschluss der Arbeiten erforderlich. "Viele Landwirte fahren derzeit den Rest ihrer Ernte ein", betont sie. Falls es dabei zu Beeinträchtigungen im Straßenverkehr kommt, bittet sie die Autofahrer um Verständnis.

Silke Halpick

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