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Pfeilangriff auf junge Schwarzstörche

Pfeile in einem Schwarzstorch-Horst am Silberschlag bestätigen für Naturschützer einen lange gehegten Verdacht: Für Windräder im Hessenreuther Wald würden Windkraftbefürworter über (Vogel-) Leichen gehen.

Erbendorf 11.06.2016

Pfeilangriff auf junge Schwarzstörche

 

 

 

 

Hans Frisch und Carsten Rohde mit dem Pfeil, den sie im Horst der Schwarzstörche entdeckten (Foto: hfz)

 

 

 

Unbekannte haben einen Schwarzstorch-Horst im Hessenreuther Wald mit Pfeilen beschossen. Das bestätigte die Polizeiinspektion Kemnath am Samstag. Die Polizei ermittelt wegen verschiedener Vergehen gegen den Natur- und Tierschutz. Der Horst liegt laut Johannes Bradtka am Silberschlag, in dem mehrere Windkraftanlagen geplant sind. Die fünf jungen Störche überlebten den Angriff unbeschadet.

Nicht zufällig


Bradtka berichtet von einem Pfeil direkt im Horst, ein weiterer steckte demnach im Baum über dem Nest, ein dritter lag in der Nähe am Boden. Der Vorsitzende des Vereins für Landschaftspflege und Artenschutz (VLAB) verständigte die Polizei und erstattete Anzeige. Entdeckt hatten die Pfeile am Samstagvormittag Revierförster Hans Frisch und Carsten Rohde. Der Biologe aus Mecklenburg ist im Auftrag des Landratsamts Tirschenreuth in der Region unterwegs, um Schwarzstörche zu beringen. Bradtka berichtet, dass er dies auch bei den fünf Jungen im beschossenen Horst tun konnte.

Der Schock sitze dennoch tief. Laut Bradtka liegt der Horst versteckt und abseits der Wanderwege, dazu in rund 20 Meter Höhe. „Den entdeckt man nicht zufällig.“ Die Pfeile trugen Widerhaken und lange Schnüre. Dem Schwarzstorch-Experten Rohde seien solche Pfeile bereits begegnet. „Sie werden mit einer Armbrust in den Horst geschossen.“ Mit der Schnur lasse sich der dann samt der Jungtiere vom Baum ziehen, gibt Bradkta Rohdes Erklärung wieder.

Kein "Dumme-Jungen-Streich"


Für Bradtka steht fest, dass es nicht um einen „Dumme-Jungen-Streich“ geht: „Für mich kommen nur Windkraftprofiteure als Täter in Frage.“ Weil es Nahe eines Schwarzstorch-Nestes keine Genehmigung gibt, gehe es darum, den Weg für Windräder auf diese Weise frei zu machen. Einen ähnlichen Zusammenhang stellt auch die Polizei her: „Möglicher Hintergrund könnte sein, dass im Umkreis von drei Kilometern von Brutstätten von Schwarzstörchen keine Windräder gebaut werden dürfen“, heißt es in deren Bericht.

Tatsächlich treibt ein Zusammenschluss verschiedener Organisationen und Einzelpersonen den Bau von Windkraftanlagen in dem Gebiet voran. Bei einer Infoveranstaltung vor wenigen Wochen war von sieben Windrädern die Rede. Bei der Veranstaltung warben die Organisatoren mit guten Windbedingungen und kündigten einen Bauantrag beim Landratsamt an. Teil eines solchen Antrags ist auch eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung. Der Antragsteller muss von einem unabhängigen Experten prüfen lassen, ob sein Bauvorhaben seltene Tier- und Pflanzenarten gefährdet.

 

 

 

 

 

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