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Windige Mythen

Nicht nur Brandenburgs Bürger sind genervt vom Wildwuchs der Windkraft in ihren Dörfern. Und so laufen sie seit Jahren Sturm gegen die Energiepolitik ihrer Landesregierung. Doch ein Bündel sich hartnäckig in der Bevölkerung haltender Mythen über den Segen der Windenergienutzung macht sie in den Augen der Öffentlichkeit zu notorischen Nörglern, denen das Allgemeinwohl schnuppe ist. Höchste Zeit hier einiges gerade zu rücken.
14. April 2009, 09:53 | Kategorien: Politik, Wirtschaft | Schlagworte: http://www.freiewelt.net/windige-mythen-281/

 

Brandenburgs Bürger gehen auf die Barrikaden. Der von der Brandenburger Landesregierung forcierte Wildwuchs der Windkraftanlagen rüttelt an den Nerven der Bürger. Sie befürchten aber auch einen Wertverlust ihrer Häuser und Grundstücke, wenn in Kürze auch noch vom letzten Brandenburger Acker gigantische Windräder ihre Schatten auf Brandenburgs Gärten werfen. Wer am vergangenen Montag die rbb-Fernsehsendung „Klipp & Klar“, die sich dem Thema „Sturm in der Mark – Stoppen Bürger Windräder“ widmete, aufmerksam verfolgte konnte recht schnell feststellen, dass der Kampf der Brandenburger Bürger gegen die Windmühlen ein recht aussichtsloses Unterfangen zu sein scheint. Das liegt nicht etwa daran, dass die sich organisierenden Bürger keine triftigen Gründe für ihre ablehnende Haltung gegenüber der Windenergienutzung in ihrer Nachbarschaft haben, sondern an den sich hartnäckig unter der nicht betroffenen Bevölkerung haltenden Mythen über die Vorteile der Windenergienutzung in diesem Land. Und so fällt es Politiker, Umweltaktivisten, Anlagenhersteller und Verpächtern der Windparkstandorte leicht, den Bürgern mit dubiosen Argumenten nicht nur eine Menge Geld aus dem Kreuze zu leiern, sondern auch noch Applaus dafür einzusammeln. Solange man hierzulande glaubt, dass die Förderung der Windenergie irgendetwas zur Realisierung eines sogenannten „energiepolitischen Zieldreiecks aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit sowie Umwelt- und Klimaverträglichkeit“ beiträgt, ist kein Ende dieser Umverteilungspolitik unter dem Deckmäntelchen der Nachhaltigkeit zu erwarten. Höchste Zeit das Windenergiemärchen mit der Realität zu konfrontieren.

Mythos 1: Mit Windenergie kann ein wichtiger Teil der regionalen Stromversorgung gedeckt werden.


Windenergie ist eine sehr unstetige Energiequelle, die technologiebedingt nur einen theoretischen Wirkungsgrad von 59 % erlaubt. Tatsächlich kann eine moderne WKA maximal 50 % der kinetischen Windenergie nutzen (Hayden, 2004). Die unstetige Verfügbarkeit des Windes und technische Grenzen der Windnutzung durch die Anlagen (Abschaltung bei zu hohen Windgeschwindigkeiten) führen zu einer vergleichsweise geringen Verfügbarkeit der Anlagen. Moderne Anlagen erreichen einen Kapazitätsfaktor von rund 35%, das bedeutet nur gut ein Drittel der tatsächlichen Nennleistung der Anlage steht tatsächlich zur Stromerzeugung zur Verfügung. Die gesamte installierte Nennleistung an Windkraftanlagen in Brandenburg von 3766,9 MW (31.12.2008) hatte bei einer potentiellen Jahresleistung von 6530 GWh (DEWI-Magazin Nr. 4, 2009) nur einen Kapazitätsfaktor von 16 %. Im Vergleich dazu weisen moderne Braunkohlekraftwerke einen Kapazitätsfaktor von ca. 88 %, Kernkraftwerke von rd. 80 % und Wasserkraftwerke immer noch von 76 % auf (Hau, 2008).

Der geringe Kapazitätseffekt der Anlagen und das häufige auseinanderfallen von Windenergieangebot und –nachfrage verursachen, dass der Selbstversorgungsanteil der installierten Windleistung nur vergleichsweise gering ist. Erst bei einer Jahresproduktion der Windkraftanlagen, die das fünffache des Jahreseigenverbrauchs der Brandenburger Stromanbieter beträgt, könnten diese mehr als 60 % des Brandenburger Stromverbrauchs aus der Windkraft decken, wobei dann mehr als 85 % der gesamten Windstromerzeugung in andere Netze außerhalb Brandenburgs einzuspeisen wären (ISET-Windmonitor, 2009). Eine Selbstversorgung mit Wind würde demnach Flächen erfordern, die weit über das Flächenangebot des Landes hinausgehen.

Die Unabhängigkeit des Landes Brandenburg von Stromimporten ist genauso wenig sinnvoll wie die Unabhängigkeit Brandenburgs von Bananenimporten. Natürlich kann man unter Inkaufnahme enorm hoher Kosten Energieautarkie herstellen, ebenso wie sich Bananen in Gewächshäusern produzieren ließen. Viele Brandenburger Bürger können sich noch gut an die Zeiten vor der Wende erinnern, wie schwer es ihnen fiel mit der selbstauferlegten Selbstsuffizienz des Arbeiter-und-Bauern-Staats zurechtzukommen. Energieautarkie, so sicher das klingt, nützt doch nur dann etwas, wenn sie weniger kostet als die Abhängigkeit von Energieimporten. Das jedoch ist ein ökonomisches Unding für Deutschland, ein Land das lediglich seine Braunkohle zu wettbewerbsfähigen Kosten verstromen kann, und für das ländliche Brandenburg erst recht. Nur durch internationalen Stromhandel können sich Brandenburger Energiehersteller auf große und effiziente Kraftwerke konzentrieren und somit wettbewerbsfähig Strom produzieren. Ebenso ist es sinnvoll, dass sich die Brandenburger Wirtschaft auf die Produktion von Gütern konzentriert, für die sie aufgrund vorhandenen Marktbedingungen, wie Personalverfügbarkeit etc., einen Kostenvorteil gegenüber anderen hat, um gegen diese Produkte andere Bedarfsgüter, eben auch Strom einzutauschen. Weder befinden wir uns nicht in einer Krisensituation, in der dem Horten von Vorräten oder einer eigenständigen Energieversorgung noch etwas abzugewinnen wäre, noch ist die Windenergie aufgrund ihrer Unzuverlässigkeit der geeignete Notnagel. Es ist nicht auszuschließen, dass sich in ferner Zukunft das eine oder andere Windrad dreht, weil das sich wegen teuer gewordenen fossilen Brennstoffen tatsächlich lohnt. Doch das heißt noch lange nicht, man müsse diesem Szenario schon heute ohne Not einen überteuerten Probelauf gönnen.

Mythos 2: Windkraft schützt die Brandenburger Natur vor der Zerstörung durch den Kohletagebau.



Umwelt- und Naturschutz liegt uns allen am Herzen. Und drehen sich die Windmühlen nicht friedlich über Brandenburg Äckern? Eben. Was hat ein Acker, eine der wenigen alternativen Nutzungsformen eines bestehenden Windparks, noch mit unberührter Natur zu tun? Nicht viel, auch wenn wir heute mehr von Kultur- als von Naturlandschaft reden. Und deshalb braucht man nicht erst haarspalterische Debatten über die Zahl seltener Vögel führen, die den Schlag eines Windflügels nicht überleben, um beim Stichwort Naturschutz das Grübeln zu bekommen. Die nutzbare Energiedichte eines Windparks ist aus physikalischen Gründen äußerst dürftig. Nur wenn unter idealen Bedingungen der Wind immer aus einer Richtung kommen würde ließen sich bis zu 4 W/qm nutzen, im Durchschnitt sind es jedoch nur rund 1,2 W/qm. Damit ist die flächenspezifische Energieumwandlung noch geringer als bei einer Solaranlage, die auf bis zu 30 W/qm kommt (Hayden, 2004). Ursache sind die enormen Abstände zwischen den einzelnen Anlagen, mit denen vermieden wird, dass sich die Anlagen gegenseitig den Wind aus den Segeln nehmen. Diese Fläche ist für den Naturschutz so gut wie verloren, auch für Siedlungszwecke steht sie nicht mehr zur Verfügung. Im Vergleich dazu lassen sich aus einer Kohlegrube theoretisch bis zu 5000 W/qm gewinnen, so dass selbst unter Berücksichtigung der Wirkungsgradverluste in Kohlekraftwerken noch eine um ein Vielfaches höhere flächenspezifische Energieausbeute als bei der Windenergienutzung erreichbar ist (Huber, Mills, 2006). Auch wenn die Kohleförderung auf die Flächeneinheit bezogen zu noch größeren Schäden führt, wie jeder der am Rand eines Kohletagebaues steht sehen kann, ist die Energieausbeute bezogen auf diese Fläche um ein Vielfaches höher. Es spricht also nichts dagegen, diese Energiereserven so lange wie möglich ökonomisch und ökologisch verantwortungsvoll zu nutzen. Unterm Strich muss der Kampf gegen den Wildwuchs der Windmühlen also nicht nur für die betroffenen Bürger, sondern auch für die wehrlose Natur geführt werden.

Mythos 3: Windkraft schützt das Klima

Klimaschutz steht ganz oben auf der politischen Agenda. Mit der vermeintlichen Emissionsfreiheit der Windenergie zaubert man eine weitere Trumpfkarte aus dem Ärmel. Doch Informationen über die Emissionsintensität einer Technologie ohne einen Hinweis auf ihre Kosten sind bestenfalls für Stammtischgespräche unter leicht angeheiterten Ingenieuren interessant, als Entscheidungsgrundlage für die Umweltpolitik dagegen ziemlich irrelevant. Was interessiert, ist ein Vergleich der Kosten unterschiedlicher Verfahren der Emissionsminderung, denn nur so können wir einschätzen, wofür sich das Geldausgeben wirklich lohnt. In der sog. dena-Netzstudie-II werden die Kosten für die Vermeidung einer Tonne Kohlendioxid durch die Windenergienutzung mit ernüchternden 95 – 168 Euro/t-Kohlendioxid angegeben. Optimistische Schätzungen gehen davon aus diese Kosten bis 2015 auf 41 – 77 Euro/t-Kohlendioxid senken zu können. Konventionelle Maßnahmen der Kohlendioxidreduktion durch Kraftwerksoptimierung und Energieeinsparung verursachen dagegen gegenwärtig Kosten in Höhe von maximal 12 Euro pro Tonne (EEX-Preis vom 07.04.2009). Dies lässt sich am gegenwärtigen Preis für den Erwerb einer Tonne Kohlendioxid an der EEX in Leipzig im Rahmen des Emissionshandels ablesen. Schließlich würde kein Stromproduzent für diesen Preis eine Tonne Kohlendioxid kaufen, wenn er die gleiche Menge billiger selbst vermeiden könnte. Auch hier würden Zukunftsoptimisten von fortschrittsgetriebenen Kostensenkungen ausgehen. Das aber bedeutet, dass wir durch den Ausbau der Windenergie für jede Tonne dort eingesparter Emissionen gezwungen werden, das mindestens Achtfache des Nötigen auszugeben, also eine riesige Verschwendung von Ressourcen. Anders ausgedrückt, könnte man mit den für die Windenergienutzung ausgegebenen Ressourcen die achtfache Kohlendioxidmenge vermeiden. Den Bürgern wird also durch die Windenergie ein Bärendienst erwiesen.

Hinzu kommt, dass selbst die bescheidene Klimaschutzwirkung des Ausbaus der Windenergie unter dem gegenwärtigen Emissionshandelssystem systembedingt neutralisiert wird. Die Reduzierung des CO2-Ausstosses im deutschen Kraftwerkspark durch die Einspeisung von Windstrom führt hierzulande ganz einfach zu einem reduziertem Bedarf nach Emissionszertifikaten, worauf deutsche Kraftwerksanbieter die überschüssigen Zertifikate auf dem europäischen Markt verkaufen. Das senkt den Preis der Zertifikate, die von anderen Kraftwerksbetreibern im Ausland günstig gekauft werden können und diesen erlauben mehr zu emittieren (Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft, 2004). Hans-Werner Sinn schreibt hierzu sehr treffend in seinem Buch „Das grüne Paradoxon“ (Econ, 2008): „Jeder weitere Windflügel, der auf deutschen Auen errichtet wird, und jede neu Solaranlage, die auf den Häusern glitzert, kurbelt im gleichen Umfang, wie hier Strom erzeugt und die Emission von Treibhausgasen vermieden wird, die Produktion entsprechender Treibhausgase im Rest Europas an.“ Der Autor führt in seinem Buch noch einen weiteren fundamentalen Grund für die mangelnde Wirksamkeit der Windenergie für den Klimaschutz an. Je mehr Windenergie gefördert wird, umso eher erwarten die Besitzer von Öl- und Kohlequellen, dass eine sparsame Förderung, die in Zeiten zukünftiger Energieknappheiten den Verkauf verbleibender Mengen zu höheren Preisen erlauben würde, ihren Sinn verliert. Vielmehr müssen sie davon ausgehen, dass alternative Energiequellen ihre fossilen Lagerstätten überflüssig machen. Um die Entwertung ihrer Lagerstätten zu vermeiden, werden sie die Förderung in die Gegenwart vorziehen und schon heute mehr Rohstoffe am Markt anbieten. Ökonomen sprechen auch von einer sinkenden Knappheitsrente, die den Schattenpreis der erschöpflichen Ressource senkt. Das senkt jedoch die heutigen Rohstoffpreise und führt zu zusätzlichen Treibhausgasemissionen, ähnlich einem Winterschlussverkauf zu Schnäppchenpreisen für fossile Energieträger. Insofern dürfte auch der Wunsch, durch eine Förderung die zukünftige Energieversorgung sicher zu stellen, zu höheren Treibhausgasemissionen führen, wenn nicht gleichzeitig ein weltweites Limit an Treibhausgasemissionen von der Politik durchgesetzt wird. Der Hang der Politik mit politischer Feinsteuerung nicht nur die Probleme der Allgemeinheit zu lösen, sondern auch die eigenen Begehrlichkeiten zu befriedigen, stößt auch hier an die Grenzen der Steuerbarkeit ökonomischer Systeme.

Mythos 4: Windstrom ist kostengünstig

Derzeit zahlen die Bundesbürger für jede KWh Windstrom 8,8 ct (BDEW, 2008) oder insgesamt 3,5 Mrd. Euro. Der in Brandenburg produzierte Windstrom verursacht für alle Bundesbürger Kosten von mehr als einer halben Milliarde Euro pro Jahr. Insgesamt zahlt heute jeder Bundesbürger, ob Kind, Erwachsener oder Greis, für die Förderung der erneuerbaren Energieträger pro Jahr 92 Euro. Dabei umfassen diese Zahlen nur die Einspeisevergütung des EEG, wobei davon allein 42 Euro auf die Windenergienutzung entfallen. Ein Teil fällt direkt über die Stromrechnung an, der andere Teil muss in Form höherer Produktpreise geschultert werden. Dieser Obolus ist trotz wiederholter Beteuerungen einer Degressivität der Förderung in jedem Jahr seit Inkrafttreten des EEG gestiegen. Zahlte der Bürger im Jahr 2000 für jede KWh des „Grünstromsmixes“ noch 8,5 Eurocent waren es 2007 bereits 11,4 Eurocent. Es braucht nicht viel Phantasie sich vorstellen zu können, dass ein Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Die Erträge des technischen Fortschritts sind in den Taschen der Anlagenbetreiber hängen geblieben.

Die Kosten der Herstellung einer Kilowattstunde Strom in einem herkömmlichen Kohlekraftwerk belaufen sich dagegen auf rund 3 Eurocent pro Kilowattstunde, in modernen Anlagen sogar noch darunter. An der Strombörse wird ein Kilowattstunde Strom im Laufe des Tages, je nach Verhältnis von Angebot und Nachfrage, zu Preisen zwischen 0,5 und in eher seltenen Fällen 8 ct pro Kilowattstunde gehandelt, wobei diese Preise den tatsächlichen Grenzkosten der zu jedem Börsenzeitpunkt teuersten Anbieter entsprechen. Natürlich wird an der Börse auch der Windstrom verkauft, zuweilen auch zu extrem niedrigen oder gar negativen Preisen. So berichtete die Tageszeitung taz im April 2008, für erratisch ins Netz eingespeisten Windstrom bestünde mitunter so wenig Bedarf, dass Stromkäufer Geld bekommen um den überschüssigen, weil nicht planbaren Windstrom abzunehmen. Man kann sich vorstellen zu welchen verschwenderischen Verhalten dies bei den Stromabnehmern führen muss, da diese so große Strommengen nur mit hohem Aufwand für Zeiten mit mehr Bedarf lagern können. Die Stromverbraucher zahlen für jede Kilowattstunde Windstrom die gesetzliche Einspeisevergütung, ganz gleich ob der Strom einen positiven Marktwert hat oder nicht. Die zusätzlichen Kosten der Kraftwerksbetreiber für Netzausbau, Netzstabilisierung und Backup-Kapazitäten, die letztlich auch der Stromkunde zu zahlen hat, sind hier noch nicht mitgerechnet und müssen addiert werden. Wie schwer es sein dürfte die unregelmäßige Einspeisung des Windstroms in der Kraftwerkseinsatzplanung zu berücksichtigen, lässt sich etwa an der Differenz der Energieprognosen und der tatsächlichen Einspeisung für einen ganz normalen Tag (6. April) in der Regelzone des E.O.N-Netzes ablesen. Die durchschnittliche Abweichung der tatsächlichen Viertelstunden-Leistungen vom Prognosewert auf Basis der Windprognose des deutschen Wetterdienstes betrug an diesem Tag rund 420 MW, wobei es zu Abweichungen von minus 11 MW bis hin zu Überschüssen von 1300 MW kam. All das muss durch aufwändige Ausgleichsmaßnahmen bei Kraftwerks- und Netzbetreibern kompensiert werden und verursacht hohe Kosten für die Stromverbraucher, die sich zu den EEG-Kosten addieren.

Hinzu kommen die Kosten diverser Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene, die ebenfalls der Steuerzahler zu tragen hat. Jährlich werden allein vom Land Brandenburg Mittel in zweistelliger Millionenhöhe an die Investoren ausgeteilt, Geld, das den Bürgern für die eigene Verwendung, nicht mehr zur Verfügung steht. Dringend nötige Ausgaben für die Familie, aber auch für den Schutz der Umwelt – z.B. für energieeffiziente Haushaltsgeräte – können in dem Umfang nicht durchgeführt werden, wie die Bürger für den überteuerten Windstrom zur Kasse gebeten werden.

Letztlich treffen viele offizielle Kostenschätzungen auch dann nicht ins Schwarze, wenn sie wie üblich die Kosten der Nutzung erneuerbarer Energieträger mit den Differenzkosten zu konventionell hergestelltem Strom quantifizieren. So eine Analyse würde wohl Sinn machen, wenn jeder Bürger per Gesetz zum Verbrauch einer definierten Strommenge verpflichtet wäre. Da wir uns aber auf der Basis von Preisvergleichen zwischen unterschiedlichen Güter nach wie vor entscheiden können, ob wir nun Strom verbrauchen oder stattdessen den Fernseher auslassen und lieber ein gutes Buch lesen, entsprechen die Opportunitätskosten der Nutzung erneuerbarer Energieträger dem vollen Preis den wir für sie zahlen. Niemand würde vom Preis einer Banane zwangsläufig erst die Kosten für einen Apfel abziehen, bevor er sich beschwert, dass wieder einmal alles teurer geworden ist. Es ist der volle Preis, der uns darauf hinweist, inwieweit wir anderweitig Verzicht üben müssen.

Mythos 5: Windstrom schafft Arbeitsplätze und stärkt die regionale Wertschöpfung

Richtig ist, dass der Bau und der Betrieb von Windkraftanlagen Menschen beschäftigt. Das ist aber keine Besonderheit der erneuerbaren Energieträger, sondern trifft für jede Investition zu. So berücksichtigen die immer wieder als Belege angeführten regierungsoffiziellen Verlautbarungen zu den Arbeitsplätzen der Windenergie in der Regel nicht, dass die finanziellen Mittel für Windkraftanlagen auch Arbeitsplätze schaffen würden, wenn man sie für alternative Investitionen einsetzen würde. Beispielsweise verursacht eine moderne Windkraftanlage der Größe 1,5 MW Investitionskosten von 1,8 Mill. Euro und jährliche Betriebskosten von 56.000 €. Jeder kann sich ausrechnen, wie viele Arbeitsplätze entstehen würden, wenn man diese Summen in den Neubau oder Betrieb eines Kindergartens oder einer Schule stecken würde. Hier sollte die entscheidende Frage sein, welcher Arbeitsplatz mehr zum Wohlstand und zur Zufriedenheit der Bürger beiträgt, wobei zu berücksichtigen ist, dass jeder Bürger aufgrund der höheren Stromrechnung weniger Geld zum Kauf von anderen Gütern als Strom ausgeben kann, deren Herstellung ebenfalls Beschäftigung generieren würde. Ein Gutachten des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle kam daher 2004 auch zu dem Ergebnis, dass der von der Bundesregierung bis 2010 geplante Ausbau der erneuerbaren Energieträger unter Berücksichtigung dieser Verdrängungseffekte gerade einmal 7000 zusätzliche (statistisch nicht signifikante) Beschäftigte ergeben würde. Die Mehrbeschäftigung gegenüber einem Szenario alternativer Investitionen resultiert dabei lediglich aus einem ineffizienteren Einsatz der Arbeitskräfte. Anders formuliert, es werden mehr Menschen benötigt um weniger zu produzieren.

Ein beliebtes Argument für die Windkraft ist ihr stimulierender Effekt für die regionale und nationale Wertschöpfung. Sicher, der eine oder andere Bürgermeister einer in finanzielle Nöte gekommenen Gemeinde wird sich über die zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen eines Windparks freuen. Auch die Bauern sind begeistert über die Möglichkeit ihre Pachterträge aufzupäppeln. Doch alle anderen Bürger zahlen die Rechnung, zumal die Windenergie in Brandenburg beginnt dem ländlichen Tourismus das Wasser abzugraben. Welcher Städter wird den langen Weg ins Umland auf sich nehmen, wenn man ihm die Sicht an seinem Ausflugsort mit Windkraftanlagen versperrt? Zudem sind die Gemeinden schlecht beraten, wenn sie sich bei der Finanzierung ihrer Wirtschaft, statt auf reale Wertschöpfung zu setzen, auf eine Trittbrettfahrerstrategie verlegen, die in der Summe einen gesamtwirtschaftlichen Verlust impliziert. Über kurz oder lang werden die Nachteile auch von den eigenen Bürgern zu spüren sein, auch wenn es später schwierig ist die Ursachen hierfür zu identifizieren. Analog hierzu zeigen sich die logischen Grenzen einer Argumentation, nach die aufstrebende Windkraftbranche mit ihren Exporterfolgen Grund genug für eine forcierte Windkraftförderung sei. Wer Windkraftanlagen kaufen will muss sie nicht selbst bauen, sondern kann sie genauso gut gegen alle möglichen Produkte auf dem Weltmarkt eintauschen. Wer die Windenergienutzung mit hohem Aufwand für die Exportindustrie fördert, der verhindert damit auch den Exportboom anderer Branchen, die in der Lage gewesen wären mit wertbewerbsfähigen Produkten Energietechnik für den deutschen Markt einzukaufen. Auch hier stolpern Politiker und Öffentlichkeit vor lauter Begeisterung über weithin sichtbare Symbole über weniger auffällige Fallstricke.

Hinweis: Am 20. April 2009 organisiert die Brandenburger Bürgerinitiative „Volksinitiative Windrad“ Demonstrationen in Lübben, Neuruppin und Prenzlau. Nach der Veranstaltung in Lübben werde ich auf dem Markt zum Thema „Ist Windenergie gut für Brandenburg?“ sprechen.

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